Zahnmedizin

Zahnmedizin für Pferde ist äußerst wichtig und sollte nie vernachlässigt werden. Denn die Verdauung fängt schon bei den Zähnen an.

Allgemein:

Generell weisen Pferdezähne große Unterschiede in Aufbau, Substanz und Wachstum zu menschlichen Zähnen auf.
Pferde haben 4 verschiedene Arten von Zähnen, je Ober-/Unterkiefer:

  • 6 Schneidezähne
  • 2 Eckzähne (sogenannte “Hengstzähne“)
  • 6 Vormahlzähne
  • 6 Mahlzähne

Zahnwechsel:

Der Zahnwechsel vom Milch- zum bleibenden Gebiss dauert ca. vom 3. bis zum 5. Lebensjahr.

Zahnwachstum:

Pferdezähne wachsen bis zu einem Alter von 7 Jahren in der Länge nach. Erst dann ist die Wurzelbildung abgeschlossen und die Zähne werden nur mehr in Richtung Kaufläche vorgeschoben und beim Kauen abgerieben.

Zahnaltersschätzung:

Hierbei sollte man bedenken, dass eine relativ genaue Schätzung (+/- 0,5 Jahre) nur bei korrektem Biss und bis zu einem Alter von 8 Jahren möglich ist. Zu einem späteren Zeitpunkt ist leider nur noch eine ungenauere Altersangabe möglich.

Zahnbehandlung Pferd

Diese führe ich ausschließlich mit Sedierung durch. Dies bedeutet, dass das Pferd eine kleine Spritze bekommt, die dazu führt, dass es im Stehen schläfrig wird. Nur so ist es möglich die Maulhöhle komplett zu untersuchen und auch die hinteren Zähne zu korrigieren! Sollte Ihr Pferd Angst vor Spritzen haben gibt es auch die Möglichkeit eine Paste einzugeben.

Da ich es immer wieder erlebe, dass Besitzer Angst vor der Sedierung haben, möchte ich folgendes nochmals betonen: Es handelt sich dabei nicht um eine Vollnarkose. Das Pferd bleibt stehen und ist nach ca. einer Stunde wieder fähig zu gehen. Weiters bin ich mir sicher, dass die Sedierung die Zahnbehandlung für das Pferd angenehmer macht. Wer weiß, wie viele Menschen keine Angst vor dem Zahnarzt hätten, wenn es dies auch für Menschen gäbe. ;-)

Ich habe sowohl elektrische als auch händische Zahnraspeln.

Natürlich korrigiere ich auch die Schneidezähne, wenn notwendig.

 

Folgen von Zahnproblemen

Schmerzen beim Kauen, Verdauungsprobleme:

Wenn Zahnspitzen in Richtung Zunge oder Backenschleimhaut ragen, ist die Nahrungsaufnahme für das Pferd mit Schmerzen verbunden. Dies führt dazu, dass ungenügend gekautes Futter abgeschluckt wird und so die Futterbestandteile in Magen und Darm schlechter verwertet werden können.
Verdauungsprobleme, Nähstoffmängel und Abmagerung können die Folge sein.

Rittigkeitsprobleme:

Diese können sich ergeben wenn z.B. die Trense auf vorhandene Wolfszähne drückt oder der Nasenriemen die Backenschleimhaut zwischen spitzen Zähnen einengt. Haken am vordesten bzw. letzten Backenzahn verhindern die physiologische Kieferbewegung. Dies führt sehr häufig zu Muskelverspannungen und Blockaden im Bereich Genick und Hals.

Schlundverstopfung:

Wenn unzureichend gekautes Futter abgeschluckt wird, kann es vorkommen, dass dieses in der Speiseröhre stecken bleibt. Symptome einer Schlundverstopfung sind Speicheln, gestreckte Kopf-Halshaltung, Husten, Futter kommt aus der Nase.

 

Beispiele für besondere Zahnprobleme

Meißelzahn:

Bedingt durch das Fehlen eines Zahns (gebrochen/ ausgefallen/ musste entfernt werden) fehlt dem gegenüberliegenden Zahn der Gegendruck. Er wird daher nicht mehr abgerieben, aber dennoch weiterhin automatisch vorgeschoben. Bald überragt er die restliche Zahnreihe und verhindert so eine normale Kaubewegung. Abnorme Kiefermechanik ist die Folge. Sehr oft sind Probleme am Kiefergelenk Auslöser für Verspannungen und Blockaden an Genick, Nacken und Halsbereich.

Koppen:

Durch das Aufsetzen an harten Gegenständen werden beim Koppen die Schneidezähne des Oberkiefers vermehrt abgenützt. Dies führt dazu, dass diese Zähne immer kürzer werden und nicht mehr zu den verhältnismäßig langen Schneidezähnen des Unterkiefers passen. Dadurch kommt es mitunter zu großen Problemen bei der Futteraufnahme.
Daher ist beim Kopper die regelmäßige Korrektur (einschließlich der Schneidezähne) besonders wichtig!

Um Zahnproblemen und deren Folgen vorzubeugen, empfehle ich die jährliche Kontrolle und gegebenenfalls routinemäßige Behandlung!

Mag. med. vet. Angela Lipinsky

Seit 2008 betreue ich meine Patienten im Großraum Wien und Niederösterreich. Anfragen bitte telefonisch oder per Mail. Ich freue mich darauf Sie und Ihr Tier kennen zu lernen!